Wirksamkeit und Sicherheit von intranasalen Wirkstoffen für die akute Behandlung von Migräne: eine systematische Übersichtsarbeit und Netzwerk-Metaanalyse (1)

In der zusammengefassten Netzwerk-Metaanalyse wurde die Wirksamkeit und das Nebenwirkungsprofil von fünf intranasal verabreichten Wirkstoffklassen zur Behandlung akuter Migräneattacken untersucht.

Veröffentlichungsdatum: | | 1 Minuten Lesedauer

Studienzusammenfassung

Efficacy and safety of intranasal agents for the acute treatment of migraine: a systematic review and network meta-analysis. Li G et al. Journal Headache Pain 2023;24(1):129

Executive Summary

In der zusammengefassten Netzwerk-Metaanalyse wurde die Wirksamkeit und das Nebenwirkungsprofil von fünf intranasal verabreichten Wirkstoffklassen zur Behandlung akuter Migräneattacken untersucht.

Die Untersuchung basierte auf Daten von 19 randomisierten kontrollierten Studien, die insgesamt 9738 erwachsene Probanden mit akuter Migräne einschlossen. Die Ergebnisse ermöglichten einen umfassenden Vergleich der verschiedenen Wirkstoffe hinsichtlich ihrer Wirksamkeit und ihrer Nebenwirkungsprofile.

Zolmitriptan 5 mg (Zomig®) zeigte im Vergleich zu den anderen untersuchten Medikationen die beste therapeutische Wirksamkeit in Bezug auf die Schmerzfreiheit nach 2 Stunden und die anhaltende Schmerzfreiheit über 24 Stunden.

Hintergrund

Die Migränebehandlung umfasst eine Akut- und eine präventive Behandlung. Die Akutbehandlung zielt auf eine rasche und anhaltende Linderung der Kopfschmerzen und anderer damit verbundener Symptome ab. Laut den evidenzbasierten Vorschlägen der American Headache Society zur akutpharmakologischen Behandlung von Migräne werden Triptane, Ergotderivate, NSAR, Opioide und Kombinationspräparate zur Behandlung von Migräne empfohlen.2 Aufgrund der schnelleren Wirksamkeit können intranasale Formulierungen eine ideale Möglichkeit für Migränepatienten sein, die unter starker Übelkeit, Erbrechen, Gastroparese, schnell fortschreitenden Kopfschmerzen, einer hohen Rezidivrate, unzureichendem Ansprechen auf eine orale Therapie oder invasiveren parenteralen Therapien leiden.

Ziel

Viele intranasale Medikamente zeigten in einer Reihe von randomisierten kontrollierten Studien (RCTs) eine positive Wirksamkeit und Sicherheit bei der Akutbehandlung von Migräne. Die Medikamente wurden aber nicht direkt miteinander verglichen. Die relative Wirksamkeit und Sicherheit der einzelnen Nasensprays sind deshalb ungewiss. Die Zielsetzung der Netzwerk-Metaanalyse (NMA) bestand darin, relative Wirksamkeit und Sicherheit verschiedener intranasaler Medikamente für die Akutbehandlung von Migräne bei erwachsenen Patienten systematisch zu bewerten

Methoden

  • Empfehlungen der PRISMA-Checkliste (Preferred Reporting Items for Systematic Reviews and Meta-Analyses).3
  • Insgesamt 19 Studien in die endgültige Netzwerk-Metaanalyse aufgenommen4–22 (21 RCTs, die 12 pharmakologische Behandlungen miteinander oder mit einem Placebo verglichen).
  • Fünf Klassen von Akutmedikamenten gegen Migräne aufgenommen:
Triptane
  • Zolmitriptan Nasenspray 2.5 bzw. 5 mg
  • Sumatriptan Nasenspray 10 bzw. 20 mg
  • Sumatriptan 10 mg mit Permeationsverbesserer (DFN-02 Nasenspray)
  • Sumatriptan 22 mg Pulver in Arzneimittel-Geräte-Kombination (AVP-825)
Gepant
  • Zavegepant Nasenspray 10 mg
NSAR
  • Ketorolac Nasenspray 31.5 mg
  • Ketorolac 31.5 mg mit 6% Lidocain (ROX-828)
Ergotderivate
  • Dihydroergotamin-Nasenspray 2 mg
  • Dihydroergotamin-Inhalator 1 mg (MAP0004)
Opioide
  • Butorphanol-Nasenspray 1 mg

Primärer Wirksamkeitsendpunkt:

Schmerzfreiheit nach 2 Stunden gemäß den Empfehlungen der Internationalen Kopfschmerzgesellschaft (IHS)

 

Sekundäre Wirksamkeitsendpunkte:

  • Anhaltende Schmerzfreiheit für 24 Stunden
  • Freiheit von Übelkeit nach 2 Stunden
  • Freiheit von Photophobie nach 2 Stunden
  • Freiheit von Phonophobie nach 2 Stunden
  • Schmerzfreiheit nach 1 Stunde

Primäre Endpunkte für Sicherheit und Verträglichkeit:

  • Alle registrierten unerwünschten Wirkungen (AEs) innerhalb von 48 Stunden nach der Verabreichung
  • Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse (SAEs)
  • Abbruch der Behandlung aufgrund von SAEs
  • Häufigkeit von SAEs

Ergebnisse

Primäre Endpunkte

Primärer Wirksamkeitsendpunkt: Schmerzfreiheit nach 2h

Alle spezifischen intranasalen pharmakologischen Behandlungen, außer DFN-02 und ROX-828, hatten statistisch höhere ORs im Vergleich zu Placebo, wobei Zolmitriptan 5 mg das höchste hatte. Dabei war das OR von Zolmitriptan 5 mg z. B. signifikant höher als Sumatriptran 10 mg. Zolmitriptan 5 mg zeigte die höchste Wirksamkeit bei der Schmerzfreiheit nach 2 Stunden.

 

Primärer Sicherheitsendpunkt: Unerwünschte Wirkungen (AEs)

Der Netzwerk-Metaanalyse zufolge war die Wahrscheinlichkeit von AEs bei den Behandlungen signifikant höher als bei Placebo (kein statistisch signifikanter Unterschied bei DFN-02, MAP0004 und ROX-828). Triptane waren mit einer höheren OR für AEs verbunden, mit einem Trend zu einer Dosis-Wirkungs-Beziehung, einschließlich Sumatriptan 10, 20 mg und Zolmitriptan 2,5 und 5 mg. Zolmitriptan 2,5 mg zeigte im Vergleich zu den anderen untersuchten Triptanen das geringste Auftreten von AEs. In den meisten Studien waren die Nebenwirkungen leicht bis mittelschwer. Dysgeusie war die am häufigsten berichtete AE für Triptane.

 

Sekundäre Methoden Wirksamkeitsendpunkte

Anhaltende Schmerzfreiheit für 24h

Alle pharmakologischen Behandlungen, außer Sumatriptan 20 mg, zeigten eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit einer anhaltenden Schmerzfreiheit für 24h gegenüber Placebo. Zolmitriptan 5 mg war assoziiert mit dem höchsten OR.

 

Freiheit von Übelkeit nach 2h

Für die Freiheit von Übelkeit nach 2 Stunden wurde gezeigt, dass die meisten Interventionen signifikant höhere ORs aufwiesen als Placebo (keine statistische Signifikanz bei ROX-828 und Zavegepant 10 mg).

 

Freiheit von Photophobie nach 2h

Alle pharmakologischen Behandlungen zeigten eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit nach 2 Stunden frei von Photophobie zu sein im Vergleich zu Placebo, wobei die ORs von Zolmitriptan 5 mg bzw. 2,5 mg höher waren als jene von Sumatriptan 20 mg bzw. 10 mg.

Freiheit von Photophobie nach 2h

Die Befreiung von Phonophobie nach 2 Stunden wurde für alle Behandlungen im Vergleich zu Placebo erreicht (außer ROX-828). Hier waren die ORs von Zolmitriptan 5 mg und 2,5 mg höher als jenes von Sumatriptan 10 mg. Der Unterschied von Zolmitriptan 5 mg zu Sumatriptan 10 mg war dabei signifikant.

 

Schmerzfreiheit nach 1h

Sumatriptan 20 mg zeigte das höhere OR im Vergleich zu Zolmitriptan 5 mg. Bei Zolmitriptan 5 mg war der Unterschied im Vergleich zu Placebo signifikant bei Sumatriptan 20 mg nicht.

 

* in der Schweiz nicht für die Behandlung von Migräne zugelassen

 

Das Odds Ratio (OR) ist eine statistische Kennzahl, die verwendet wird, um das Verhältnis der Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses in zwei verschiedenen Gruppen zu messen. Ein OR-Wert über 1 deutet darauf hin, dass die Exposition mit einem erhöhten Risiko für das Ereignis verbunden ist, während ein Wert unter 1 auf ein verringertes Risiko hinweist. Es ist wichtig zu beachten, dass die Interpretation des OR stark von der spezifischen Fragestellung und dem Studiendesign abhängt.

Schlussfolgerung zu Zolmitriptan

Zolmitriptan Nasenspray 5 mg war im Vergleich mit den anderen untersuchten intranasalen Arzneimitteln und neuartigen Techniken zur Behandlung von Migräne die effektivste Medikation für Schmerzfreiheit nach 2 Stunden und anhaltendender Schmerzfreiheit nach 24 Stunden.

 


 

Diese Zusammenfassung enthält ausgewählte Informationen aus einer Originalpublikation und kann unter anderem bestimmte Interpretationen der publizierten Daten beinhalten. Für detaillierte Informationen wird deshalb auf die Originalpublikation verwiesen: Li G et al. Efficacy and safety of intranasal agents for the acute treatment of migraine: a systematic review and network meta-analysis. J Headache Pain 2023;24(1):129.

Deutschland:

  • Hinweise zum verantwortungsvollen Umgang mit Opioiden finden Sie hier.
  • Die Fachinformation und den Pflichttext zu ASCOTOP® Nasal 5 mg/Dosis Nasenspray, Lösung finden Sie hier.  

Österreich:

  • Hinweise zum verantwortungsvollen Umgang mit Opioiden finden Sie hier.
  • Die Fachinformation und Fachkurzinformation zu ZOMIG® 5 mg Nasenspray finden Sie hier.

Schweiz:

  • Hinweise zum verantwortungsvollen Umgang mit Opioiden finden Sie hier.
  • Die Fachinformation zu ZOMIG® Nasal finden Sie hier.

Referenzen

Diese Zusammenfassung enthält ausgewählte Informationen aus einer Originalpublikation und kann unter anderem bestimmte Interpretationen der publizierten Daten beinhalten. Für detaillierte Informationen wird deshalb auf die Originalpublikation verwiesen: Li G et al. Efficacy and safety of intranasal agents for the acute treatment of migraine: a systematic review and network meta-analysis. J Headache Pain 2023;24(1):129.1

1 Li G et al. Efficacy and safety of intranasal agents for the acute treatment of migraine: a systematic review and network meta-analysis. J Headache Pain 2023;24(1):129.
2 Marmura MJ et al. The acute treatment of migraine in adults: the american headache society evidence assessment of migraine pharmacotherapies. Headache 2015;55(1):3–20.
3 Moher D et al. Preferred reporting items for systematic reviews and meta-analysis. the PRISMA statement. PLoS 2009;Med6(7):e1000097.
4 Lipton RB et al. Safety, tolerability, and efficacy of zavegepant 10 mg nasal spray for the acute treatment of migraine in the USA: a phase 3, double-blind, randomised, placebo-controlled multicentre trial. Lancet Neurol 2023;22(3):209–217.
5 Croop R et al. Zavegepant nasal spray for the acute treatment of migraine: a phase 2/3 double-blind, randomized, placebo-controlled, dose-ranging trial. Headache 2022;62(9): 1153–1163.
6 Lipton RB et al. DFN-02 (Sumatriptan 10 mg with a permeation enhancer) nasal spray vs placebo in the Acute treatment of migraine: a Double-Blind, placebo-controlled study. Headache 2018;58(5):676–687
7 Rao AS et al. A Randomized Trial of Ketorolac vs. Sumatripan vs. Placebo Nasal Spray (KSPN) for Acute Migraine. Headache 2016;56(2):331–340.
8 Cady RK et al. A randomized, double-blind, placebo-controlled study of breath powered nasal delivery of sumatriptan powder (AVP-825) in the treatment of acute migraine (the TARGET study). Headache 2015;55(1):88–100.
9 Pfaffenrath V et al. Intranasal ketorolac tromethamine (SPRIX(R)) containing 6% of lidocaine (ROX-828) for acute treatment of migraine: safety and efficacy data from a phase II clinical trial. Cephalalgia 2012;32(10):766–777.
10 Aurora SK et al. MAP0004, orally inhaled DHE: a randomized, controlled study in the acute treatment of migraine. Headache 2011;51(4):507–517.
11 Djupesland PG and Docekal P. Intranasal sumatriptan powder delivered by a novel breath-actuated bi-directional device for the acute treatment of migraine: a randomised, placebo-controlled study. Cephalalgia 2010;30(8):933–942.
12 Aurora SK et al. A randomized, double blind, placebo-controlled study of MAP0004 in adult patients with migraine. Headache 2009;49(6):826–837.
13 Wang SJ et al. Intranasal sumatriptan study with high placebo response in taiwanese patients with migraine. J Chin Med Assoc 2007;70(2):39–46.
14 Dodick D et al. Speed of onset, efficacy and tolerability of zolmitriptan nasal spray in the acute treatment of migraine: a randomised, double-blind, placebo-controlled study. CNS Drugs 2005;19(2):125–136.
15 Gawel M et al. Zolmitriptan 5 mg nasal spray: efficacy and onset of action in the acute treatment of migraine–results from phase 1 of the REALIZE Study. Headache 2005;45(1):7–16.
16 Charlesworth BR et al. Speed of onset and efficacy of zolmitriptan nasal spray in the acute treatment of migraine: a randomised, double-blind, placebocontrolled, dose-ranging study versus zolmitriptan tablet. CNS Drugs 2003;17(9):653–667.
17 Peikert A et al. Sumatriptan nasal spray: a dose-ranging study in the acute treatment of migraine. Eur J Neurol 1999;6(1):43–49.
18 Diamond S et al. Multiple-attack efficacy and tolerability of sumatriptan nasal spray in the treatment of migraine. Arch Fam Med 1998;7(3):234–240.
19 Ryan R et al. Sumatriptan nasal spray for the acute treatment of migraine. Results of two clinical studies. Neurology 1997;49(5):1225–1230.
20 Gallagher RM. Acute treatment of migraine with dihydroergotamine nasal spray. Dihydroergotamine Working Group. Arch Neurol 1996;53(12):1285–1291
21 Hoffert MJ et al. Transnasal butorphanol in the treatment of acute migraine. Headache 1995;35(2):65–69.
22 Salonen R et al. Intranasal sumatriptan for the acute treatment of migraine. International Intranasal Sumatriptan Study Group. J Neurol 1994;241(8):463–469.


Fachpersonen können bei Grünenthal eine vollständige Kopie der zitierten Referenzen anfordern.

 

Zomig® / -oro, Zomig® nasal (Zolmitriptanum)

I: Akutbehandlung von Migräneanfällen mit oder ohne Aura und Cluster-Kopfschmerz (nur Zomig® nasal).
D: Migräne: 1 × 2.5 mg (Zomig®, Zomig® oro oder Zomig® nasal) oder 1 × 5 mg (Zomig® nasal); max. 10 mg/24 h. Cluster-Kopfschmerz: 1 × 5 mg oder 10 mg Zomig® nasal.
KI: Überempfindlichkeit, ischämische Herzerkrankungen, Myokardinfarkt in Vorgeschichte, koronare Vasospasmen (Prinzmetal-Angina), unzureichend eingestellte Hypertonie und zerebrovaskulären Ereignissen (CVA) oder transitorischen ischämischen Attacken (TIA) in der Vorgeschichte.
VM: Epilepsie, strukturelle Hirnschädigungen, Herzkrankheiten, Therapie mit Ergotaminen oder SSRI’s, Dosisreduktion bei gleichzeitiger Verabreichung von MAO-A-Hemmern, Phenylketonurie (Zomig® oro), Schwangerschaft.
IA: Cimetidin, CYP1A2-Inhibitoren.
SS: Zomig® nasal sollte in der Schwangerschaft nur dann angewendet werden, wenn der Nutzen für die Mutter die möglichen Risiken für den Fetus rechtfertigt.
UW: Sehr häufig: Geschmackstörungen (nur Zomig® nasal). Häufig: Schwindel, Kopfschmerzen, Schläfrigkeit, Wärmegefühl, Parästhesie und Hyperästhesie, Herzklopfen, Nasenbluten (nur Zomig® nasal), unangenehmes Gefühl in der Nasenhöhle (nur Zomig® nasal), Bauchschmerzen, Nausea, Erbrechen, Mundtrockenheit, Dysphagie, Muskelschwäche, Myalgie, Asthenie, Schwere-, Enge-, Schmerz- oder Druckgefühl in Hals, Nacken, Kiefer, Extremitäten und Thorax.
P: Zomig® Filmtabl. zu 2.5 mg à 3.6 und 12; Zomig® oro Schmelztabl. zu 2.5 mg à 6 und 12 oder Zomig® nasal Nasalspray zu 2.5 mg oder 5 mg Zomig® nasal 2.5 mg à 2 Einzeldosen Nasenspray und 5 mg à 2 und 6 Einzeldosen Nasenspray.

Liste B. Ausführliche Angaben siehe www.swissmedicinfo.ch. Grünenthal Pharma AG, 8756 Mitlödi, Tel. 055 647 31 31

M-N/A-DE-10-24-0065

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